Dinner for One

Der etwas andere Lehrerausflug

Die Klasse 12 hatte − same procedure as every year − die Ehre, im Rahmen der Waldweihnacht das allseits beliebte „Dinner for One“ auf die Bühne zu bringen. Bei der Urspringer Interpretation des Fernsehklassikers stehen aber nicht Miss Sophie und ihr Butler James im Zentrum des Geschehens, vielmehr werden hier alljährlich auf humorvolle Weise Lehrer und Mitarbeiter parodiert, immer nach dem Motto „Hart aber herzlich!“.

So traf es auch in diesem Jahr wieder einige Pädagogen und Mitarbeiter.

Im diesjährigen Stück weilte das Lehrerkollegium zu Beginn der Sommerferien auf einem Weingut [Anm. d. R.: eine wahre Begebenheit], nach dem gemütlichen Abend fanden sich allerdings am nächsten Morgen nicht alle Lehrer wieder am Konferenztisch ein.

Gerne möchte ich nun näher auf die fünf Hauptpersonen eingehen.

Carl-Magnus Friede verkörperte Herrn Wetzler − seit Jahren mit Regelmäßigkeit dabei − und überzeugte durch den perfekt imitierten Sprachduktus der Schulleiters. Sein Spiel zeigte die Person Rainer Wetzler als Menschen, der es am liebsten allen recht machen möchte, bevorzugt aber solche Projekte befürwortet, die ihm selbst ein Anliegen sind, – so das klare Bekenntnis zur Tablet-Klasse, aber keine Entscheidung im Privaten. So bleibt es der Zukunft vorbehalten zu entscheiden, wie lange es der alte Opel noch mitmacht und wann ein Wagen aus Stuttgart den Lehrerparkplatz ziert.

Frau Radermacher, gespielt von Julie Böss und auch keine Unbekannte auf der Bühne, wurde als sprudelnde Ideengeberin eingeführt, die immer auf Anstand und Political Correctness bedacht ist, nach der per Kurzfilm für das Publikum erlebbar gemachten wein- und anderweitig alkoholseeligen Nacht jedoch alle Zurückhaltung fahren lässt. Doch ist es die Frage, ob sie ihr Missfallen an den Kochkünsten von Herrn Aierstock wirklich auf eine solch sich selbst erniedrigende Weise zum Ausdruck bringen würde. Oder schoben ihr die Drehbuchschreiber da etwas in die Schuhe?

Frau Thomä, gespielt von Matea Pooch, wurde in diesem Jahr als „gescheiterte Gymnasiallehrerin“ mit Hang zur Urwaldzerstörung, rückständig und verpeilt eingeführt. Alles Assoziationen, die der Wahrheit entsprechen? Oder bringt man auf diese Weise Unzufriedenheit, vielleicht gar Amusement, angesichts der Unterrichtsvorbereitung, der Methodik und des „Kopierwahns” der Deutschlehrerin zum Ausdruck?

Herrn Aierstock, gespielt von Arthur Gutmann, gelang in seinem ersten Jahr auf Urspring bereits der Sprung in das Dinner. Der Urspringer Koch mahnte besonders seine in die Jahre gekommene Küchenausstattung an und bestellte bei Herrn Wetzler einen neuen Thermomix: „Dann schmeckt das Essen auch, wenn ich mal nicht da bin.“ Solch eine Bitte kann man doch nicht abschlagen. Wann wird der ersehnte Thermomix in der Küche stehen? Warten wir es ab.

Herr Fischer, gespielt von Manuel Geissler, fiel besonders durch die Vermischung verschiedener Dialekte auf. Wenn ein Bayer einen Schwaben parodieren soll, wird ein Crash-Kurs „Schwäbisch für Bayern“ fällig. Trotz dieser Hürde wurde die Beziehung des Sportlehrers zu seinem iPad gekonnt pointiert. So unterbrach der Religions- & Englischlehrer die Konferenz, um noch schnell in seinem laufenden Onlinespiel Truppen zur Unterstützung an Sportlehrer Matthias Staller zu schicken. Doch wann wird die Tablet-Klasse wirklich eingeführt und somit das Flehen von iFischer erhört? Und wer kommt dann in den Genuss der topaktuellen Technik?

Die Nebenakteure Nicolas Barber als Internatsleiter Daniel Leichtner, Jonas Schittig als Rauchersheriff Matthias Staller und Lukas Holtmann als wandelnde Filmkamera Bernhard Hüttenrauch rundeten die Vorstellung mit spitzen Pointen auf das jeweilige Pendant ab. Auch Mara Rossi als Tiger Renate Wark hatte ihren Auftritt, sie dekorierte gekonnt die Bühne.

Im Zusammenspiel muss den Spielern für die diesjährige Interpretation gedankt werden, beim Publikum blieb jedenfalls kein Auge trocken.

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