„Urspring lost and found“

Unter diesem Motto richtete die Urspringschule nach sage und schreibe 85 Jahren – gemeinsam mit dem Alturspringbund (AUB) – ihren ersten Alumnitag aus. Das Datum 3. Oktober, der Feiertag der deutschen Einheit, war nicht ohne Hintersinn gewählt; und in der Tat wurde an diesem Tag deutlich, dass die ehemaligen Urspringer eine Einheit der ganz besonderen Art bilden. Rund 200 Ehemalige (darunter auch Lehrer und Mentoren) mit ihren Familien waren der Einladung gefolgt und fanden sich bei schönstem Altweibersommer-Wetter in dem ehemaligen Benediktinerinnenkloster ein. Bereits seit dem Vormittag reinigten Taucher der DLRG Ulm, unterstützt von der Freiwilligen Feuerwehr der Urspringschule, den Urspringtopf.

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DLRG Ulm und die Urspring-Feuerwehr reinigen den Urspringtopf. Foto: Hüttenrauch

Nach einer Mitgliederversammlung des AUB und einem gemeinsamen Mittagessen in der Schulmensa begrüßten Schulleiter Dr. Rainer Wetzler und Stiftungsratsvorsitzender Thomas Palm die Geladenen. Urspring sei immer ein Ort des Wandels gewesen und sei es auch heute noch, sagte Wetzler.

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Schulleiter und Vorstand Dr. Rainer Wetzler begrüßt die Ehemaligen. Foto: Fröhlich

Mucksmäuschenstill wurde es im Saal, als Thomas Palm einen Dankesbrief der heute in Den Haag lebenden 83-jährigen Renate von Richthofen verlas, die zum ersten Abiturientenjahrgang der Schule nach dem Krieg gehörte. Mit einer Mischung aus Wehmut und Humor erinnerte sich die Alturspringerin an ihre Schulzeit. Ihr Fazit: „Ich habe mich in Urspring sehr, sehr wohl gefühlt“. Im Anschluss an eine Gedenkminute für den am 29. September verstorbenen Journalisten und Literaturkritiker Hellmuth Karasek, der in den 1950er Jahren als Deutschlehrer in Urspring weilte, diskutierten ehemalige Urspringer unterschiedlicher Generationen das Thema „85 Jahre Urspring – Rückblick und Ausblick“.

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Podiumsdiskussion, v.l.n.r.: Konrad Gaß, Matthias Pohl, Julius van de Laar, Michael Schröder, Silke Melanie Hilbert, Karl-Wilhelm-Röhm. Foto: Witzel

An der von Julius van de Laar, bekannt geworden als Mitglied des Wahlkampfteams von US-Präsident Barack Obama, moderierten Podiumsdiskussion nahmen teil: Konrad Gaß, Vorsitzender der gemeinnützigen Geschwister Gaß-Stiftung, Karl-Wilhelm-Röhm, Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Hechingen-Münsingen und stv. CDU-Fraktionsvorsitzender im Stuttgarter Landtag, Michael Schröder, Vorsitzender des Alturspringbundes, Silke Melanie Hilbert und Matthias Pohl, Abiturient des Jahrgangs 2010 und damit der Jüngste in der Runde. Im Austausch der Erinnerungen und Meinungen wurde deutlich, dass alle Diskutanten durch ihre Zeit in Urspring stark geprägt wurden, dass Schule und Internat „ein besonderer Ort“ (van de Laar) für sie waren und sie dankbar auf diese Zeit zurückblicken, ja, dass sie Urspring, wie Matthias Pohl es ausdrückte, dafür „ein Stück Urspring“ zurückgeben möchten. In gleichermaßen bewegten wie bewegenden Worten erinnerte sich Konrad Gaß an seine Zeit in Urspring, von der er sagte: „Urspring war Heimat und ist Heimat“. Gaß, dessen Stiftung nicht nur schulische Leistungen, sondern auch soziales Engagement für die Schulgemeinschaft mit der Vergabe eines Sozialpreises würdigt, nannte es die Besonderheit des reformpädagogischen Konzepts von Urspring, nicht strikten Richtlinien zu folgen, sondern den Schülerinnen und Schülern viel Frei- und Spielraum für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit, ihrer jeweiligen Anlagen und Talente zu lassen.

In moderierten Arbeitsgruppen bestand sodann Gelegenheit, einige Urspring spezifische Fragen und Themen zu vertiefen: Was ist aus Urspring geworden? Was denken und machen die Urspringer heute? Was geschah in all den Jahren mit mir, meinen Mitschülern, Mentoren und Lehrern? Wie hat sich Urspring verändert? Wer lebt und arbeitet heute hier? Was wünsche ich Urspring für die Zukunft? Die Alumni, ihre Familienangehörigen und Freunde nahmen die angebotene Gelegenheit bereitwillig an. Schon bald waren allerorten Grüppchen zu sehen, die plaudernd und lachend zusammenstanden, sich Urspringer Geschichten erzählten und in gemeinsamen Erinnerungen schwelgten.

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Alumni-Gruppenfoto „U1L“ auf dem Klostergelände. Foto: Witzel

Wer Urspring auf eigene Faust neu entdecken wollte, konnte dies bei einem Besuch in „Inges Terrassencafé“, der Besichtigung einer Alt-Urspringer Bildergalerie aus den vergangen Jahrzehnten oder der Einkehr in der Weinstube tun, in der sich Schulleiter Wetzler, Internatsleiter Daniel Leichtner und Wirtschaftsleiter Hans-Martin Meth nicht zu schade waren, die Geladenen eigenhändig zu bewirten, derweil Mathematiklehrer Bernhard Hüttenrauch Würste auf dem Grill briet. Wem mehr nach Schwofen zumute war, der hatte dafür im Saustall oder am obligatorischen Lagerfeuer Gelegenheit. Es war weit nach Mitternacht, als der erste Urspringer Alumnitag ausklang.

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